Das Klima der Angst ist durchbrochen. Alle können jetzt Gaza-Komitees aufbauen, argumentiert Carl Schreiber.
Über Hunderttausend waren am 27. September in Berlin auf der Straße gegen den Völkermord in Gaza. Die Zusammensetzung ähnelte einem Stadtteilfest – Junge und Alte, Menschen aus allen Teilen der Republik, mit und ohne Migrationsgeschichte. Erstmals hatten Teile der Gewerkschaften mobilisiert.
Überall Slogans: »Es ist kein Krieg, es ist ein Genozid«, »Deutschland finanziert – Israel bombardiert« und viele andere.
Die schweigende Mehrheit wurde sichtbar, die gegen den Völkermord ist, gegen die Waffenexporte der Bundesregierung, gegen die andauernde diplomatische Rückendeckung Deutschlands für Israels Verbrechen. Diese Mobilisierung wird allen Mut geben, weiter Druck zu machen.
»Ich traue mich jetzt, von Genozid zu sprechen«
Die 84-jährige Adelheid aus einer Kleinstadt in Baden-Württemberg steht sinnbildlich für den Stimmungsumschwung: »Ich traue mich jetzt auch von Genozid zu sprechen, egal was manche denken.«
Zehntausende kehren in ihre Stadtteile, an ihre Arbeitsorte, Schulen und Unis zurück und sind motiviert, die Bewegung fortzusetzen.
Die Schülerin Elisa aus Hamburg forderte: »Es müsste viel mehr Proteste geben!« In den sieben Tagen vor der Demo in Berlin hatte es an der Elbe drei Kundgebungen und eine Demo zu Palästina gegeben. »Davon habe ich nichts gehört. Ich wäre hingegangen!«, sagte sie.
Alle können Gaza-Komitees gründen
Wie stellt die Bewegung sicher, dass möglichst viele Menschen von den Aktivitäten erfahren, auch wenn keine Stars über Instagram Werbung machen?
Ein Ansatz ist das Gaza-Komitee in Berlin. Es ist ein Ort, an dem Menschen in ihrem Stadtteil aktiv werden können, ohne ein politisches Programm unterzeichnen zu müssen. Einzige Voraussetzung: Aktiv werden gegen den Völkermord!
Das Komitee organisiert Kundgebungen und Plakatierungen, verteilt Infomaterialien, macht Infoveranstaltungen. Es erreicht viele Menschen im Stadtteil und hilft allen Interessierten, selbst in ihrem Umfeld zu Multiplikator:innen zu werden.
Eine Lehrerin aus Hamburg erzählte Sozialismus von Unten, dass sie ein Gaza-Komitee in ihrer Schule gegründet hat. Das zeigt: Überall ist es möglich, es braucht nur eine Person, die die Initiative ergreift. Und die Bewegung braucht solche Komitees überall.

Bild oben: Lebendige und politische Demonstration (SVU)
Das Bild unten ist zur Verfügunge gestellt von Fridays for Future.