Nach den nächtlichen Angriffen zwischen den beiden Ländern hat der Iran am Samstag eine Welle von Vergeltungsschlägen gegen Israel gestartet. Der Nahe Osten steht am Rande eines regionalen Krieges – und Israel trägt die Schuld daran. Von Arthur Townend
Der israelische Terrorstaat hatte in den frühen Morgenstunden des Freitags die Atomanlage Natans in der iranischen Hauptstadt Teheran bombardiert. Das zeigt, dass Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und die extreme Rechte entschlossen sind, den Völkermord fortzusetzen und in die Offensive zu gehen.
Netanjahu erklärte, die »Operation Aufsteigender Löwe« ziele darauf ab, »die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen«. »Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie nötig sind, um diese Bedrohung zu beseitigen«, sagte er.
Freitagabend hat er in einer Rede zum »Regimewechsel« aufgerufen.
Bei dem angeblich »gezielten« Angriff Israels wurden nicht nur Zivilisten, darunter auch Kinder, getötet, sondern auch wichtige Mitarbeiter des iranischen Regimes.
Hossein Salami, Kommandeur des Korps der Islamischen Revolutionsgarden, wurde getötet. Ebenso wie der militärische Stabschef Mohammad Hossein Bagheri und andere hochrangige Wissenschaftler, die am zivilen Atomprogramm des Iran arbeiten.
Israel hat in der Vergangenheit immer wieder iranische Atomanlagen angegriffen und Wissenschaftler ermordet. Was jetzt passiert, stellt jedoch eine ernsthafte Eskalation in einer Zeit zunehmender Spannungen im Nahen Osten dar.
Der US-Imperialismus ist entschlossen, seine Vorherrschaft aufrechtzuerhalten, während die imperialistischen Mächte der Region eine Chance wittern, ihren eigenen Einfluss auszubauen. Vor allem Israel zerrt an dieser Leine.
Israel schürt einen Flächenbrand
Seit Israel seinen genozidalen Feldzug in Gaza begonnen hat, hat es den Krieg im Nahen Osten an mehreren Fronten eskalieren lassen.
Dazu gehören die Invasion des Libanon, Luftangriffe auf den Iran und die Eroberung weiterer Gebiete in Syrien. Und diese Angriffe haben die iranische Macht in der Region untergraben, insbesondere durch die Schwächung der Hisbollah-Widerstandsgruppe im Libanon.
Israel hat den Krieg auch deshalb ausgeweitet, um sich die Unterstützung der USA für seinen Völkermord zu sichern.
Teile der herrschenden Klasse in den USA befürchteten, dass das Ausmaß des israelischen Völkermords in den arabischen Staaten Widerstand auslösen würde. Zusammen mit Israel sind sie ein wichtiger Bestandteil des imperialistischen Bündnissystems der USA in der Region.
Es bestand nie ein Zweifel an der Unterstützung der USA für den Völkermord. Aber Netanjahu wollte die Unterstützung für den »absoluten Sieg« über den palästinensischen Widerstand. Und einen Blankoscheck für einen nicht enden wollenden Krieg.
Um auch die leiseste Kritik zum Schweigen zu bringen, setzte Netanjahu auf die Ausbreitung des Krieges, um die Unterstützung der USA zu sichern. Er weiß, dass die USA, wenn es hart auf hart kommt, immer hinter dem israelischen Staat stehen werden.
Trump ist ein Bewunderer von Netanjahu und der israelischen extremen Rechten – und unterstützte einen Plan zur ethnischen Säuberung des Gazastreifens. Doch inmitten des sich verschiebenden Kräfteverhältnisses im Nahen Osten liegt die Bedeutung des israelischen Angriffs darin, dass er ursprünglich nicht von den USA unterstützt wurde.
Die Rolle der USA
US-Außenminister Macro Rubio sagte: »Israel hat uns mitgeteilt, dass es diese Aktion für seine Selbstverteidigung für notwendig hält.«
Vor dem Angriff verhandelte die Trump-Regierung mit dem Iran über dessen Atomprogramm.
Der Iran und die USA schlossen 2015 ein Atomabkommen ab, nach dem der Iran seine nukleare Anreicherung im Gegenzug für Handelsabkommen mit den USA einschränken sollte. Der Druck von Netanjahu veranlasste die erste Trump-Regierung, diese Vereinbarung 2018 aufzukündigen.
Trumps jüngste Versuche, das Abkommen wiederherzustellen, sind auf die Krise des US-Imperialismus zurückzuführen. Und darauf, dass er sich auf seinen Hauptkonkurrenten China konzentrieren will. China knüpfte wirtschaftliche Beziehungen zum Iran – und hat als Zeichen der Schwäche der USA den saudi-arabisch-iranischen Friedensvertrag für 2023 vermittelt.
Wie seine jüngsten Besuche im Nahen Osten zeigen, ist Trump bestrebt, die Beziehungen der USA zu den Golfstaaten und dem neuen syrischen Regime zu stärken. Netanjahu fühlte sich brüskiert, als Trump Israel auf seiner Tour nicht besuchte. Er befürchtete, in Trumps Vision für den Nahen Osten zurückgestuft zu werden.
Wenn der Angriff Israels ein Versuch war, diese Vereinbarung zu untergraben, dann hat er funktioniert. Der Iran hat sich aus allen weiteren Verhandlungen zurückgezogen.
Trump hat seine Position innerhalb weniger Stunden geändert: Er wollte nicht mehr verhandeln, sondern sagte, dass die israelischen Angriffe »ausgezeichnet« waren.
Der Wachhund des westlichen Imperialismus im Nahen Osten
Dies verdeutlicht die Widersprüche, mit denen der US-Imperialismus konfrontiert ist. Auf der einen Seite brauchen die USA Israel und Israel braucht die USA.
Israel ist ein Vorposten des westlichen Imperialismus im Nahen Osten und erhält im Gegenzug die militärische Unterstützung der USA. Doch seine Kriegstreiberei ist dabei, die Stabilität im Nahen Osten zu bedrohen. Damit einhergehend Trumps Möglichkeiten, Abkommen mit anderen Staaten zu schließen.
Dass Israel an der Leine des Westens zappelt, wird zum Teil durch die politische Krise angeheizt, in der sich Netanjahu befindet.
Netanjahus Regierung stützt sich auf die Unterstützung des israelischen Rechtsaußen-Sicherheitsministers Itamar Ben-Gvir und des Finanzministers Bezalel Smotrich. Ohne Smotrich würde Netanjahus Koalition auseinanderbrechen.
Es sind diese rechtsextremen Kräfte, die Netanjahu dazu gedrängt haben, jeden Waffenstillstand in Gaza zu blockieren oder zu brechen.
Ben-Gvir verließ die Regierung, als der letzte Waffenstillstand vereinbart wurde, und trat wieder ein, als Netanjahu ihn brach.
Innerhalb des israelischen Staates herrscht Uneinigkeit darüber, wie der Genozid betrachtet werden soll. Die »liberaleren« Teile des Establishments befürchten, dass eine dauerhafte Besetzung des Gazastreifens zu einem permanenten Zustand der Aufstandsbekämpfung führen würde.
Und sie sind besorgt, dass Israel seine Legitimität als »einzige Demokratie« im Nahen Osten verlieren könnte.
Aber der Angriff auf den Iran könnte wieder zu Popularität verhelfen. Eyal Zamir, Stabschef des israelischen Militärs, sagte, der Angriff auf den Iran sei eine »Notwendigkeit« gegen die seit langem wahrgenommene Bedrohung durch den Iran.
Israel handelt ungestraft – und muss keine nennenswerten Konsequenzen seitens der westlichen Staaten fürchten.
Aber können wir uns auf arabische Staaten oder das iranische Regime verlassen, wenn es um die Befreiung Palästinas geht? Erst kürzlich haben wir erlebt, wie arabische Regime die Palästina-Frage ausklammerten, um lukrative Öl- und Waffengeschäfte mit den USA zu machen.
Der Iran ist ein repressives Regime, das gerne mit den USA, dem Geldgeber des israelischen Terrors, paktiert, wenn es seinen Interessen dient.
Stattdessen erfordert die Befreiung Palästinas den Kampf gegen den Imperialismus und die Regime im Nahen Osten.
Die Revolutionen des Arabischen Frühlings 2011 haben gezeigt, dass der Massenwiderstand die Herrschenden in der Region und den Imperialismus konfrontieren kann. Und Israel kann isoliert werden.
Im Westen ist es unsere Aufgabe, den Druck auf die Regierungen zu erhöhen, um alle Waffenverkäufe an Israel zu stoppen.
Dieser Artikel erschien zuerst am 13. Juni 2025 auf socialistworker.co.uk