Arbeiter:innen gegen Israels Völkermord 

Als Hafenarbeiter:innen in Livorno erfuhren, dass ein Schiff mit Verbindung zu Israel und den USA anlegen sollte, blockierten sie den Hafen. Das Schiff musste auf eine andere Route ausweichen. 

Leonardo ist Mitglied der Partei Potere al Popolo (Macht dem Volke) und war maßgeblich an der Aktion in Livorno, Italien beteiligt. Er sprach mit Socialist Worker über die Blockade, den Generalstreik und die Rolle der Gewerkschaften bei der Solidarität mit Palästina.  

Socialist Worker: Was ist das Ziel der Besetzung des Hafens von Livorno?

Leonardo: Als wir am Montag für den Streik der Unione Sindacale di Base (USB) mobilisierten, war die Agenda klar: alles blockieren.

Seit Tagen war bekannt, dass die SLNC Severn, ein Schiff unter US-amerikanischer Flagge, in unserem Hafen einlaufen würde. Dieses Schiff kommt aus Israel und ist mit Ausrüstung und Fahrzeugen mit doppeltem Verwendungszweck beladen, die für das US-Camp Darby zwischen Pisa und Livorno bestimmt sind.

Es hatte seine Seeortungssysteme wiederholt aus- und eingeschaltet, so dass das Ankunftsdatum schwer zu bestimmen war.

Schließlich gelang es uns, das Schiff aufzuspüren. Wir wussten, dass es am Abend nach dem Generalstreik eintreffen würde.

Kämpferische Stimmung

Die Situation war zwar unübersichtlich, aber mitsamt der kraftvollen Stimmung des Generalstreiks vom Montag, an dem sich Tausende von Menschen ab 6 Uhr morgens beteiligten, drängten wir einfach zur Hafeneinfahrt. Zehntausend Menschen besetzten den Hafen – vor allem Molo Italia, das Dock, in dem das US-Schiff entladen werden sollte.

Daraufhin haben wir einen ständigen Protest organisiert, um das Andocken des Schiffes zu verhindern. Wir begannen Verhandlungen mit den Behörden, um sie zu zwingen, das Anlegen des Schiffes zu untersagen. Am Mittwoch gab der Vertreter der Regierung in der Stadt öffentlich bekannt, dass das Schiff nicht im Hafen von Livorno anlegen wird.

Stehen die Gewerkschaften hinter der Aktion in Livorno und spielen die größeren Gewerkschaften eine Rolle?

Die Gewerkschaft USB steht zweifelsohne im Mittelpunkt dieses Kampfes. Der Generalstreik am Montag hatte eine Beteiligung, wie wir sie seit mindestens 15 Jahren nicht mehr gesehen haben.

Keine der drei großen Gewerkschaften CGIL, UIL oder CISL hatte sich dem USB-Streik angeschlossen. Die CISL, die einst mit den konservativen Christdemokraten verbunden war, verbringt ihre Zeit lieber damit, der rechtsextremen Regierung die Stiefel zu lecken.

Die UIL, die einst mit der Sozialistischen Partei verbunden war und die CGIL, die zuvor mit der Kommunistischen Partei verbunden war, beschlossen aber in aller Eile, für den 19. September einen Generalstreik auszurufen. Eine Woche, nachdem die USB ihren eigenen Streik für den 22. angekündigt hatte. Das wurde von vielen als Versuch gewertet, den Aufruf der USB zu untergraben.

Es gibt jedoch eine sehr wichtige Erkenntnis. Es geschieht etwas in diesem Land: Tausende Arbeiter:innen aus diesen drei Gewerkschaften hatten beschlossen, am Montag ebenfalls mit zu streiken.

In Livorno sind viele der Hafenarbeiter:innen, die den Kern des gesamten Kampfes bilden, Mitglieder der CGIL. Sie hatten beschlossen, sowohl am 19. September als auch am Montag zu streiken und den Hafen zusammen mit der USB zu blockieren.

Die Arbeiter:innen zeigen einmal mehr, dass sie weiter blicken können als die Gewerkschaftsführungen.

Es bewegt sich etwas

Wie ordnest Du den Generalstreik vom Montag ein? Hat er die Palästina-Bewegung in Italien belebt?

In ganz Italien sind eine Million Menschen auf die Straßen gegangen und haben verschiedene Häfen, Bahnhöfe und Autobahnen blockiert. Selbst in Städten, die seit Jahren politisch tot sind, gingen Tausende von Menschen auf die Straße.

Das Wichtigste ist, dass die Menschen in Italien nach Jahren der Erstarrung aufwachen.

Hunderte nahmen an dem Protest im Hafen von Livorno teil. Auch an den folgenden Tagen, als der Streik nicht mehr stattfand. Die Menschen kamen während ihrer Mittagspause, vor Arbeitsbeginn oder unmittelbar danach.

Und der Kampf geht weiter. Nachdem wir offiziell erfahren haben, dass das amerikanische Schiff nicht in unserem Hafen anlegen wird, haben wir den Protest im Hafen zwar aufgelöst.

Wir riefen aber zu einer Demonstration auf, an der sich erneut viele Menschen beteiligten. Vom Hafen aus ging es einige hundert Meter weiter, bis wir ein verlassenes Gebäude in der Nähe eines großen Logistikzentrums für den Warenverkehr besetzten.

Von hier aus werden wir einen ständigen Standort für die Bewegung einrichten. Ähnliches geschieht im ganzen Land.

Unser neuer Standort wird dazu dienen, den Kampf gegen den Völkermord fortzusetzen, immer auch mit einem Blick auf die Geschehnisse bei der Global Sumud Flotilla.


Dieser Artikel wurde zuerst am 26. September auf socialistworker.co.uk veröffentlicht. Von Arthur Townend.