Der israelische Staat hat die Global Sumud Flotilla angegriffen, die Hilfsgüter zum belagerten Gazastreifen zu transportieren versucht, wo Israel die Palästinenser:innen aushungert. Das arabische Wort sumud bedeutet in etwa Standhaftigkeit. Von Camilla Royle.
Israelische Streitkräfte haben am Mittwochabend Schiffe der Flotte abgefangen und mehrere geentert. Sprecher der Flotte haben erklärt: »Unsere Schiffe wurden illegal abgefangen. Die Kameras wurden abgeschaltet und einige Schiffe wurden von Soldaten geentert. Wir bemühen uns, die Sicherheit und den Status aller Beteiligten an Bord zu bestätigen.«
Auf einem der geenterten Schiffe befindet sich auch die Greta Thunberg, die schwedische Aktivistin für Klimagerechtigkeit.
Die Flotte besteht aus über 50 Schiffen mit fast 500 Personen aus 46 Ländern. Andere Boote aus dem Mittelmeerraum haben sich angeschlossen, um Israels Seeblockade vor dem Gazastreifen zu durchbrechen.
Global Sumud Flotte erreicht Risikozone
Die Flotte erreichte die »Risikozone« am Mittwoch, knapp 150 Seemeilen von der Küste Gazas entfernt. Aktivist:innen haben mitgeteilt, dass das Kommunikationssystem des Leitschiffes »Alma« am Mittwoch vorübergehend blockiert war. Ein Kriegsschiff hatte sich genähert und sie konnten nicht mehr mit den anderen kommunizieren.
Die israelische Armee erklärte, sie wolle die Kontrolle über die Flotte übernehmen, wenn sie sich der Küste nähere. Sie werde Schiffe ins Schlepptau nehmen oder versenken.
Die Aktivist:innen fürchten, dass sich die Ereignisse beim ersten Versuch, Gaza über das Meer zu erreichen, wiederholen werden. Die »Madleen« und die »Handala« wurden im Sommer geentert und von Israel abgeschleppt. Die Bordmitglieder wurden verhaftet und deportiert. Im Jahr 2010 tötete Israel 10 türkische Aktivist:innen der »Mavi Marmara« in internationalen Gewässern, als sie versuchten, Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.
Von Faschisten geführte Regierung in Italien unterstützt Israel
Diesmal schickte der italienische Staat ein Kriegsschiff, um die Boote mit italienischen Staatsbürgern an Bord zu begleiten, nachdem es vergangene Woche einen ersten Drohnenangriff mit Blendgranaten auf die Flotte gegeben hatte. Aber am Dienstag kündigte es an, sich zurückzuziehen, als sich die Global Sumud Flotilla der Risikozone näherte.
In Italien gibt es große Solidarität mit den Palästinenser:innen. Die von Faschisten angeführte Regierung möchte jedoch »diplomatische Vorfälle« vermeiden und geht einer direkten Konfrontation mit ihrem erklärten Verbündeten Israel aus dem Weg.
Verteidigungsminister Guido Crosetto hat vor einigen Tagen die Flotte aufgefordert, die Hilfsgüter in Zypern auszuladen, von wo aus sie nach Gaza gebracht werden könnten. Aber die Teilnehmer:innen der Flotte sind entschlossen, ihren Weg nach Gaza fortzusetzen.
Diktator in Ägypten unterstützt Israel
In Ägypten haben Aktivist:innen Geld, Lebensmittel und Arzneien gesammelt, um sich mit Schiffen der Flotte anzuschließen. Das Regime hat der ägyptischen Sumud-Flotte allerdings die Erlaubnis verweigert, Boote von der nordafrikanischen Küste auszusenden. Laut den Organisator:innen wurden sie von Sicherheitsdiensten bedroht. Schiffseigner in den Häfen wurden davor gewarnt, Schiffe für das Projekt zu verleihen.
Nun gibt es Sorge um drei der beteiligten Aktivisten, die seit Montag vermisst werden. Der ägyptische Staat behauptet, für die Befreiung Palästinas einzustehen. Er hat sich dafür eingesetzt, die Hilfslieferungen für Gaza, mit dem er eine gemeinsame Landgrenze hat, zu erhöhen. Gleichzeitig hat der ägyptische Staat jeden Versuch einfacher Leute, Solidarität zu organisieren, sofort unterdrückt.
Teilnehmer:innen der Flotte haben sich wiederholt Israels Versuch, sie zu verfolgen und zu strafen, widersetzt. Die Flotte ist ein Zeichen der tiefen Verbundenheit einfacher Leute mit Palästina, die den verzweifelten Menschen in Gaza helfen wollen. Sie sind bereit, dafür ihre Sicherheit und vielleicht ihr Leben zu riskieren. Sie zeigt auch, dass wir auf Staaten wie Ägypten nicht setzen können, wenn wir die Befreiung Palästinas erreichen wollen.
Zuerst erschienen am 1. Oktober im Socialist Worker.
Bild: Auf dem Boot »Sirius« bevor es von der israelischen Marine geentert wurde.