Bauernkrieg in Mühlhausen

Bauernkrieg, neu erzählt

Zum 500. Jahrestag des Bauernkriegs von 1525 erscheint ein Buch, das seine Geschichte für eine neue Leserschaft darstellt. Matthias Rahman hat es gelesen.

Die Zeit um den deutschen Bauernkrieg von 1525 war eine der revolutionärsten in der europäischen Geschichte. Inspiriert von den reformatorischen Ideen von Martin Luther, Johannes Calvin und Ulrich Zwingli begannen Bauern, Handwerker und Stadtbewohner, die feudalistische Ordnung zu hinterfragen.

Daraus bildeten sie militärische Organisationen, die durch die Gebiete des Heiligen Römischen Reiches zogen. Die Symbole ihrer Unterdrückung – allen voran die Burgen – zerstörten sie oder nahmen sie ein. Religiöse Forderungen, beispielsweise die, ihre Pfarrer selbst wählen zu dürfen, ergänzten sie dabei immer durch Forderungen nach materiellen Verbesserungen ihrer Lage, so zum Beispiel die Abschaffung der Leibeigenschaft.

Bauernkrieg und Reformation 

Martin Empson beschreibt in seinem neuen Buch »Die Zeit der Ernte ist da!« diese Zeit passend zum 500. Jahrestag des Bauernkriegs von 1525. Sein Buch beginnt mit den Bundschuh-Aufständen gegen Ende des 15. Jahrhunderts und schließt mit dem Ende der Revolution im Täuferreich von Münster 1535 ab. Der Autor liefert viele Details und analysiert die Ereignisse immer auf Basis der Klasseninteressen aller Beteiligten. Maßgeblich sind dabei die der Bauernschaft, der Feudalherren und der Stadtbevölkerung. Dabei setzt Empson die revolutionären Bestrebungen in Bezug zum aufsteigenden kapitalistischen System und zum Feudalismus, der sich gegen diese Entwicklungen zur Wehr setzte.

Der Autor beschreibt, wie die Reformation unter Menschen wie Luther zu revolutionären Bewegungen und Ideen führte, die ihre Anführer selbst nicht mehr kontrollieren konnten. Außerdem erklärt Empson, wieso die Bauern nicht in der Lage waren, eine neue Form der Produktionsweise durchzusetzen, und inwiefern sich das moderne Proletariat von ihnen in dieser Hinsicht unterscheidet. Schließlich setzt er sich kritisch mit der Erinnerungskultur um den Bauernkrieg und Figuren wie Thomas Müntzer auseinander, beispielsweise bei Friedrich Engels.

Noch heute bedeutsam

Das Buch erzählt von Ereignissen, die noch heute für Revolutionäre bedeutend sind. Dazu gehört beispielsweise die Rolle der Religion als potenziell progressive wie auch reaktionäre Kraft. Die Bauern begründeten fast alle ihre materiellen Forderungen mit der Bibel, zu deren Lektüre sie erst seit Kurzem in der Lage waren. Es geht außerdem um die Gefahr, Hoffnung in Herrschende zu setzen, denn diese handelten am Ende immer in ihrem eigenen Klasseninteresse.

Des Weiteren geht es um die Notwendigkeit revolutionärer Organisierung und um die Gefahr des Abrutschens revolutionärer Kräfte in den Mystizismus, wie im Falle des Münsteraner Täuferreiches. Darüber hinaus schreibt Empson immer wieder über die Rolle, die Frauen in der Revolution einnahmen. Durch die Menge an Details und den kontinuierlichen Bezug auf anschauliche Textquellen ist es sowohl für Menschen interessant, die schon Einiges über die Zeit um 1525 wissen, als auch für solche, die sich noch nicht viel mit dieser Epoche auseinandergesetzt haben. »Die Zeit der Ernte ist da!« ist bei der Stiftung Aurora erschienen. 


Martin Empson
Die Zeit der Ernte ist da!
Stiftung Aurora
ISBN 9783819247712 (print on demand)
15 Euro (gedruckt)
7,95 Euro (E-Book)