Die Beschäftigten der Dönerfabrik Birtat in Baden-Württemberg haben nach monatelangem Arbeitskampf den ersten Tarifvertrag in der Unternehmensgeschichte durchgesetzt. Von Simo Dorn.
Die Belegschaft der Dönerfabrik Birtat (Meat World SE) in Murr, Baden-Württemberg, hat nach einem monatelangen Arbeitskampf den ersten Tarifvertrag in der über 30-jährigen Unternehmensgeschichte errungen. Der Betrieb beliefert täglich tausende Imbisse europaweit mit schockgefrosteten Döner-Spießen aus verschiedenen Fleischsorten. Birtat stand lange Zeit exemplarisch für die prekären Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelindustrie.
Harte Arbeit, unfaire Bezahlung
»Die Arbeit war hart – in eiskalten Hallen mit schweren Spießen. Und die Löhne waren lange unklar«, berichtet Izzet, Mitarbeiter und Betriebsrat bei Birtat. Die Bezahlung erfolgte nach persönlicher Verhandlung, was zu erheblichen Gehaltsunterschieden bei gleicher Arbeit führte.
Organisierung und Warnstreik
Nach der Gründung eines Betriebsrats im Jahr 2024 organisierte sich die Belegschaft gemeinsam mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Anfang Juli 2025 traten die Beschäftigten in den Warnstreik: »Wir haben uns organisiert, einen Betriebsrat gegründet und gestreikt – mit Trommeln, Transparenten und viel Solidarität. Die Gewerkschaft hat uns geholfen«, erzählt Izzet. Die Forderungen waren klar: 375 Euro mehr pro Monat und ein gerechtes Einstiegsgehalt von 3.000 Euro.

Ein großer Schritt für die Branche
Der erkämpfte Tarifvertrag sieht nun ein Mindesteinstiegsgehalt von 2.600 Euro pro Monat vor, mit weiteren Erhöhungen bis Ende 2026. »Das ist ein großer Schritt – nicht nur für uns, sondern für alle in der Branche. Und wir sind stolz darauf!«, betont Izzet.
Mögliche Auswirkungen auf den Dönerpreis sieht er gelassen: »Klar, Streiks und höhere Löhne können auch den Dönerpreis beeinflussen. Aber wir wollen fair entlohnt werden für unseren harten Einsatz.« Nicht den Beschäftigten sind Schuld für steigende Dönerpreise, sondern die Eigentümer, die ihre Profite auf Kosten der Mitarbeitenden und den Kund:innen sichern wollen. Meat World SE hatte im Jahr 2022 einen Gewinn von mehr als zwei Millionen Euro erarbeiten lassen.
Titelbild: NGG