Am 4. September veranstaltet das SOS Palästina Bündnis in Frankfurt eine Podiumsdiskussion zur Lage in Gaza und der Westbank. Drei Tage vor der Veranstaltung entzog der Vermieter dem SOS Palästina-Bündnis den Raum. Dennoch fand das Podium zusammen mit mehr als 340 Interessierten statt. Ein Bericht von Svu Frankfurt.
»Mit sofortiger Wirkung treten wir vom Mietvertrag zurück«, lautete die knappe Nachricht der Saalbau GmbH an das SOS Palästina-Bündnis. Der Vortragsabend mit zahlreichen Redner:innen stand plötzlich vor dem Aus.
Die Umstände deuten auf politische Gründe hin: Über Wochen erwähnte die Saalbau GmbH – hundertprozentige Tochter der Stadt – keine Bedenken, um dann drei Tage vor der Veranstaltung den Raum zu kündigen und jedes Gesprächsangebot abzulehnen. Erst eine Woche zuvor hatte die Stadt erfolglos versucht, die United4Gaza-Demo zu verbieten. Einige Tage später wurde das Internationalistische Zentrum als palästina-solidarischer Ort geräumt, trotz anfänglicher Duldung und Zusicherung der Stadt. Ebenso wurde das System Change Camp Mitte August mit haltlosen Antisemitismusvorwürfen und Hetze überzogen.
Frankfurter:innen trotzen Repression
Der Vortragsabend fand trotzdem statt. Kurzerhand hatte das Bündnis eine alternative Örtlichkeit bei medico gefunden. Mit einer Kundgebung vor dem ursprünglichen Raum am Südbahnhof wurde auf die städtische Repression aufmerksam gemacht und Interessierte zur verlegten Veranstaltung dirigiert.

Der neue Saal im medico-Haus war so voll, dass zahlreiche Menschen außerhalb des Gebäudes gestanden haben (zeitweise bei Regen mit Schirmen) oder aus dem Foyer den Vorträgen folgen mussten.

Apartheid, Vertreibung, Völkermord
Das fünfköpfige Podium, inklusive Jamal Juma von Stop the Wall, der aus dem Westjordanland kommt, berichtete über die aktuellen Lage in Gaza, über die Lage von Vertriebenen im Westjordanland, die Räumung von Geflüchteten-Camps, von gezielten Tötungen, dem Ausgreifen des israelischen Siedlungsbau und der Gewalt der zionistischer Siedler. Er berichtete, wie Israel neben dem Völkermord in Gaza die palästinensische Gesellschaft im Westjordanland systematisch zerstört. »Israel hat seine Karten auf den Tisch gelegt«, schloss er. »Seit über 100 Jahren arbeitet dieses koloniale Apartheidsprojekt daran, alle Palästinenser:innen endgültig zu vertreiben.«
Weitere Beiträge thematisierten die staatliche und mediale Repression, aber auch die jüngsten Erfolge in Deutschland und Griechenland in der Palästina-Solidarität.
Es war eine bunte Veranstaltung mit interessierten Fragen aus dem Publikum. Ein Arzt, der letztes Jahr in Gaza gearbeitet hatte, meldete sich zu Wort. Ebenso ein IG Metaller, der den eingeladenen Redner Mohammed Alattar – Hafenarbeiter in Hamburg und ver.di-Mitglied – um seine Erfahrungen und eine Vernetzung bat. Viele Besucher:innen waren noch nie auf einer Palästina-Demo gewesen und trauten sich hier zuerst an das Thema heran.
Die gesellschaftliche Stimmung kippt
Nach dem Podium vernetzten sich einige Menschen vor Ort. Sie tauschten Nummern aus und sammelten erste Kontakte für eine gemeinsame Anreise zur »All Eyes On Gaza«-Demo am 27.09. in Berlin. Die 80 Prozent, die Israels Völkermord und die deutsche Unterstützung daran ablehnen, melden sich immer lauter zu Wort. Massendemonstrationen können das Selbstbewusstsein der arbeitenden Klasse stärken und ein Anzugspunkt für die Bewegung werden. Das Ausgreifen der Bewegung muss konkret organisiert werden; der aufkommenden Repression zum Trotz.
Tickets für die gemeinsame Anreise werden nun in Frankfurt, Mainz und vielen anderen Städten organisiert.
Titelbild: Die Linke Frankfurt