Flüchtende Menschen in einem Schlauchboot

Verantwortliche für Schiffsunglück vor Gericht

Griechenland: Vor zwei Jahren starben Hunderte von Geflüchteten beim Untergang ihres Schiffs vor dem griechischen Hafen Pylos. Die Verantwortlichen von der griechischen Küstenwache stehen jetzt vor dem Seegericht Piräus. Die damalige Regierung der Nea Dimokratia versuchte, den Vorfall zu vertuschen. Von Tina Soupo

Das Schiff »Adriana« mit über 750 Menschen setzte am 13. Juni 2023 in internationalen Gewässern einen Notruf ab. Die Küstenwache rief nach großer Verspätung nur ein Patrouillenboot. Nach Zeugenaussagen schleppte die Patrouille die »Adriana« in Richtung Italien, wobei sie kenterte und sank. Die folgende Rettungsaktion begann ebenfalls mit Verspätung. Nur 104 Menschen konnten gerettet werden.

Der griechische Staat hielt die Überlebenden wegen »illegaler Einreise« in Auffanglagern fest. Man nahm ihnen ihre Mobiltelefone und kontrollierte ihre Kommunikation. Neun Überlebende wurden des Schmuggels, der Verursachung des Schiffbruchs und der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt und für ein Jahr ins Gefängnis gesteckt. Jedem droht eine mehrjährige Haftstrafe.

Es folgte eine große Bewegung. Die Überlebenden und ihre Familien deckten mit ihren Aussagen die Lügen der Regierung auf. Sie organisierten, dass Verbände und Tausende von Leuten vor den Gerichten protestierten. So erreichten sie den Freispruch und die Freilassung der neun Angeklagten.

Gleichzeitig führten sie einen Kampf gegen die Küstenwache und die Vertuschung. Die Organization KEERFA, die auch bei der Verurteilung der faschistischen »Goldenen Morgenröte« eine zentrale Rolle gespielt hatte, organisierte vom ersten Tag an Kundgebungen und Veranstaltungen an Arbeitsplätzen, Schulen, Universitäten und in Stadtvierteln. Sie arbeitete mit den Familien der Opfer und der Bewegung gegen die Vertuschung des Zugunglücks in Tempi zusammen.

Der Prozess gegen die 17 Verantwortlichen der Küstenwache geht weiter. Die Bewegung fordert, auch die operativen und politischen Führungskräfte vor Gericht zu stellen.


Titelbild: IFRC