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Neue AfD-Jugend: Warum wir die Gründung verhindern wollen

Die als gesichert rechtsextrem eingestufte »Alternative für Deutschland« will Ende November in Gießen eine neue Jugendorganisation gründen. Alle Antifaschist:innen sollten an diesem Wochenende nach Gießen fahren, um die Gründung der AfD-Jugend zu verhindern, argumentiert Mitchie.

Nach der offiziellen Auflösung der bisherigen Nachwuchsorganisation »Junge Alternative« (JA) zum 31. März 2025 folgt nun der Versuch, eine Jugendstruktur aufzubauen, die nicht mehr unabhängig, sondern vollständig in die Partei eingebunden ist.

Auch die JA wurde vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Viele ihrer Mitglieder hatten, wie auch die AfD selbst, enge Kontakte in extrem rechte Netzwerke, wie die Identitäre Bewegung, Burschenschaften oder internationale Nazigruppierungen. Diese Netzwerke gelten aufgrund ihrer flexibleren Strukturen als besonders gefährlich, da ihr Aktivismus weitaus mehr im Verborgenen stattfindet und sie dadurch schlechter einsehbar und bekämpfbar sind. Der ehemalige JA-Bundesvorsitzende Hannes Gnauck, ein früherer Bundeswehr-Oberfeldwebel und jetziger AfD-Bundestagsabgeordneter, wurde ebenfalls aufgrund seiner offenen Hetze gegen Migrant:innen als Extremist eingestuft. 

Die Parteiführung hatte auf diese Strukturen und Verbindungen kaum Einfluss. Das galt als Risiko – vor allem für die Doppelstrategie der AfD.

Täuschung als Strategie

Falschdarstellungen und Betrug waren und sind politisches Handwerkszeug von Faschist:innen. Die Partei versucht, sich durch das eingereichte Logo für die neue Jugendorganisation – ein stilisierter Bundesadler – als »staatstragend« darzustellen. Doch in Wirklichkeit stellt sich die AfD ständig gegen demokratische Institutionen. Ihr neues Strategiepapier gibt Einblick in die offen dargelegten Polarisierungs- und Spaltungsbemühungen gegenüber anderen Parteien, wonach sie bestrebt ist, die »Trennung des bürgerlich-konservativen Lagers vom linken Lager« voranzutreiben. Gleichzeitig weiß die AfD genau, dass eine offen verfassungsfeindliche Haltung – wie sie die JA vertreten hat – ihrer Machtstrategie im Weg steht. Deshalb wird jetzt auf optische Seriosität und interne ideologische Linientreue gesetzt, statt auf offene Radikalität.

Warum dagegen kämpfen?

Mit der Rekrutierung junger Menschen, die früh an ihre Ideologie gebunden werden, will die AfD einen loyalen, ideologisch gefestigten Kader für den Kampf auf der Straße bilden – den Kern einer faschistischen Kampftruppe nach dem Vorbild der SA.

Seit letztem Jahr finden bundesweit vermehrt Aufmärsche von größtenteils auffällig jungen Neonazis unter dem Motto »Gemeinsam für Deutschland« statt. Sie stehen zwar nicht offiziell in Verbindung mit der Partei, aber viele junge AfD-Mitglieder engagieren sich in diesem aktivistischen Milieu. Es ist das perfekte Umfeld für den Aufbau einer faschistischen Jugend- und Kampforganisation.

Und gleichzeitig nutzt dieses junge rechtsradikale Milieu die Legitimität der AfD, um alle Lebensbereiche junger Menschen – Schule, Internet, Jugendzentren, Ausbildungsstätten – mit ihrer Nazipropaganda zu durchdringen. Dort verbreitet sie ihre faschistische, queerfeindliche und rassistische Ideologie, oft gut verpackt in harmloser Sprache und moderner Optik, und versucht gleichzeitig kampfbereite Jugendliche zu rekrutieren. Der von der AfD geführte »Kulturkampf« ist ein zentrales Element im Aufbau der faschistischen Kampforganisationen.

In allen faschistischen Bewegungen spielen Jugendorganisationen eine zentrale Rolle. Was die AfD aufbauen will, ist keine harmlose Nachwuchstruppe, sondern ein Werkzeug zum Aufbau von Nazi-Partei und -Bewegung. Dass die AfD aktuell keine Jugendorganisation hat, behindert sowohl den Aufbau des Nazikaders in der AfD als auch die Ausweitung der Aufmärsche junger Nazis im Rahmen der »Gemeinsam für Deutschland«-Mobilisierungen.

Symbolik wie aus der NS-Zeit

Die für die neue Jugendpartei beim Patent- und Markenamt angemeldeten Namen, wie »Patriotische Jugend«, »Junge Patrioten« und »Deutschlandjugend« und die dazugehörigen eingereichten Logos greifen ein starkes Symbol auf: Namen, die an den Sprachgebrauch der NS-Zeit erinnern und der blaue, stilisierte Bundesadler, einst von der Weimarer Republik eingeführt und der Wehrmacht genutzt. Auch wenn die Darstellung leicht abgeändert ist, bleibt die visuelle Nähe zum offiziellen Hoheitszeichen der Bundesrepublik Deutschland und zur damaligen Reichskriegsflagge offensichtlich und ist somit mehr als nur ein ästhetischer Griff: Nationalismus und völkische Ideologie treffen auf Selbstinszenierung als staatstragende Kraft.

Das Patentamt prüft derzeit, ob diese Nutzung überhaupt erlaubt ist. Selbst aus AfD-Kreisen wurde der Entwurf mit »NS-Ästhetik« verglichen.

Gründungskongress der AfD-Jugend verhindern

Nur gemeinsam und entschlossen können wir den Vormarsch der extremen Rechten aufhalten. Wir müssen an die starken Proteste, wie etwa gegen den letzten AfD-Bundesparteitag in Riesa, in Berlin oder Frankfurt am Main dieses Jahr anknüpfen und uns den Faschist:innen in noch breiteren Bündnissen noch zahlreicher und entschlossener entgegenstellen. Ihre Aufmärsche, Parteitage und Gründungskongresse müssen nicht nur gestört, sondern komplett verhindert werden. 

Deshalb heißt es für Antifaschist:innen am 29. und 30. November nach Gießen zu fahren, um die Gründung der rechtsextremen AfD-Jugend zu blockieren.


Titelbild: Recherche Nord