Demo gegen rechte Kundgebung in Berlin

Protest gegen rechte Kundgebung in Berlin

Die antifaschistische Gegendemo konnte eine rechte Kundgebung in Berlin nicht verhindern. Die Bewegung braucht mehr Breite, Entschlossenheit und einen langen Atem. Von Ominya R.

Touristen, Fußballfans und Nazis spazierten am Samstag, den 24. Mai 2025 auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in Berlin. An diesem Tag fanden zwei Versammlungen in der Hauptstadt statt: Das DFB-Pokalfinale zwischen Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart sowie die rechtspopulistische Demo »Frieden. Freiheit. Volksabstimmung«, zu der die Initiative »Deutschland steht auf« eingeladen hatte.

Ungefähr 850 Nazis nahmen an der Kundgebung im Tiergarten teil. Sie trugen Fahnen der Partei Die Basis, der Nazi-Partei Die Heimat, des Königreichs Preußen und übergroße Deutschlandfahnen. Auf der Bühne sprachen Redner:innen wie AfD-Finanzierer Winfried Stöcker sowie AfD-Bundestagsabgeordnete Christina Baum.

Rechte Kundgebung an den Rand gedrängt

Die antifaschistische Gegendemonstration »Den Nazis keinen Meter« war leider nur schwer zu finden. Abseits der Nazi-Demo, umzingelt von Absperrungen und Polizei versammelten sich ungefähr 150 Antifaschist:innen am Rand des Tiergartens, gegenüber des Bundestags. Eine Palästina-Fahne, eine Pride-Flag und eine Fahne der Partei Die Linke waren zu sehen. Mehrere Demonstrierende trugen Kuffiyeh.

Inmitten der Antifa-Demo stand Torben mit einer Flagge des Fußballvereins Arminia Bielefeld. Torben war für das DfB-Pokalfinale aus Hannover nach Berlin gereist. Torben ist nicht-binär, trägt bunten Nagellack und einen Pride-Pin auf der Brust. Am Abend zuvor wurde Torben bei dem Fanfest von Arminia Bielefeld von anderen Fußballfans wegen Antifa-Socken als linksextrem beschimpft. »Sie haben zu mir gesagt, dass Fußballfans unpolitisch sind.« Torben findet, dass Fußballfans mit dieser Einstellung den Rechtsruck unterstützen. »Ich sehe nie was Politisches unter den Bielefelder Fußballfans, zum Beispiel habe ich noch nie eine Queer-Flagge gesehen.«

Nazis instrumentalisieren Angriff

Torben machte am Samstag noch etwas anderes Sorgen. Gleichzeitig mit der rechten Demo in Berlin fand auch in Bielefeld ein Nazi-Aufmarsch statt. Anlass war der Angriff eines Syrers auf Arminia-Bielefeld-Fans vor einem linken Club in Bielefeld. »Die Nazis instrumentalisieren den Anschlag auf Fußballfans-Fans«, erklärte Torben. Insgesamt 30 Nazis demonstrierten unter dem Titel »für die Opfer der Messerattacke und für Remigration« in Bielefeld. Eine linke Demo mit 600 Menschen stellte sich gegen sie.

Tamara war mit drei Kindern, siebzehn, fünfzehn und zehn Jahre alt, auf der Demo. Früher war sie Journalistin bei der Jungen Welt. Ihr ehemaliger Chefredakteur, Jürgen Elsässer, stand als Redner auf der Bühne der rechten Demo. Dass die antifaschistische Demo kleiner als der Nazi-Aufmarsch war, machte ihr Sorgen. »Es gab zu wenig Werbung, es wurde zu wenig mobilisiert«, sagte sie. Freunde, die Tamara zur Demo eingeladen hatte, waren nicht gekommen. »Keine Zeit«, lautete die Begründung. Tamara hatte dafür kein Verständnis. »Was bringt es, sich ein Eigenheim einzurichten, wenn das Land sich so entwickelt?« fragte sie. »Umso früher wir aufstehen, umso besser! Denn damals haben die Leute zu lange gewartet.«

Aufmärsche und Kundgebungen blockieren

Um die Nazis wirklich zu stören oder gar die Kundgebung zu verhindern, war die antifaschistische Gegendemo zu klein, zu leise, zu weit entfernt. Es ist notwendig, dass Antifaschist:innen Nazi-Aufmärsche bei jeder Gelegenheit behindern. Denn der Aufbau einer Straßenbewegung gehört zu der Strategie der AfD, um das Selbstbewusstsein der Nazis zu steigern.

Wie die erfolgreiche Blockade und Demoralisierung von Nazis aussehen kann, zeigten am 22. März im Berliner Stadtteil Friedrichshain mehrere tausend Antifaschist:innen, die eine Demo von Ex-AfD-Mann Ferhat Sentürk erfolgreich blockierten. Damals versuchten 860 Neonazis, durch den linken Szenebezirk zu marschieren. Ihnen gelang nur ein 100 Meter weiter Spaziergang vom Bahnhof.


Titelbild: Svu Berlin