Weltwirtschaft vor dem Crash? Hinter verschlossenen Türen sind sich Ökonomen und politische Entscheidungsträger sicher, dass schlechte Zeiten bevorstehen. Von Rob Hoveman.
Die Börsenwerte an der Wall Street haben kürzlich ein Rekordhoch erreicht, und die Investitionen in die Wirtschaft der Vereinigten Staaten sind hoch. Doch in der vergangenen Woche zeigten sich erste Risse im Finanzgefüge.
Die Aktienkurse fielen, nachdem eine US-Regionalbank, Western Alliance, einen Verlust von 50 Millionen US Dollar vermeldete und eine andere, die Zions Bank, Verluste durch Betrug.
Dem vorausgegangen war der Zusammenbruch von First Brands, einem Autoteilehersteller, der mit Schulden in Höhe von 10 Milliarden Dollar in Konkurs ging; 2,3 Milliarden davon waren »einfach verschwunden«.
Jamie Dimon, CEO von JP Morgan, einer der größten Banken der Welt, sagte zu den Zusammenbrüchen: »Wenn du eine Kakerlake siehst, gibt es wahrscheinlich weitere.«
Subprime: Rückkehr der ungesicherten Kredite
Der größte private Kreditmarkt der Welt befindet sich in den USA. Er wuchs nach der Finanzkrise von 2008 rasant an, um die strengeren Vorschriften für Banken zu umgehen.
Erwartungsgemäß hat die Umgehung der Vorschriften zur Vergabe von Krediten geführt, die nicht durch Vermögenswerte oder Einnahmen abgesichert sind. Mit anderen Worten: Subprime-Kredite für Nachfrager mit geringer Kreditwürdigkeit.
Es waren die Subprime-Kredite auf dem US-Immobilienmarkt, die 2008 fast zum Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems geführt und die darauffolgende Sparpolitik ausgelöst haben.
Jetzt wird befürchtet, dass die Subprime-Krise mit zusammenbrechenden Unternehmen und Verlusten bei Banken wieder zurückkehrt.
KI-Blase
Die finanzielle Belastung des privaten Kreditsektors ist nicht der einzige Grund zur Sorge. Der Höhenflug an den US-Aktienmärkten wurde durch Aktien und Anteile an Unternehmen angetrieben, die künstliche Intelligenz (KI) entwickeln.
Der Kursanstieg auf dem Aktienmarkt trägt alle Anzeichen einer riesigen Finanzblase. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass KI zu einem großen Produktivitätswachstum und entsprechender Gewinne führen wird.
Tatsächlich gibt es dafür kaum einen Beleg. Was die übrige US-Wirtschaft betrifft, so stagnieren Investitionen und Wachstum mehr oder weniger.
Große KI-Konzerne wie Nvidia investieren in Unternehmen, die Nvidias Produkte kaufen. Dies macht das System noch anfälliger für eine katastrophale Kettenreaktion, wenn die prognostizierte Nachfrage ausbleibt.
Börsencrash könnte 35 Billionen Dollar verbrennen – USA gehen »langsam pleite«
Gita Gopinath war die Chefvolkswirtin des Internationalen Währungsfonds (IWF) und ist heute Professorin für Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University. Sie warnt davor, dass bei einem Börsenzusammenbruch 35 Billionen Dollar verbrannt werden könnten. Die Folgen wären weitaus gravierender als bei früheren Zusammenbrüchen, da die amerikanischen und ausländischen Investitionen in US-Aktien zunehmen.
Die Ausgaben der Wohlhabenden sind der Motor für das Wachstum der Verbraucherausgaben. Wird ihr Vermögen durch einen Crash geschmälert, werden auch die Verbraucherausgaben insgesamt darunter leiden.
Der Chefstratege von JP Morgan, David Kelly, warnt, dass die USA »langsam pleite gehen«. Die US-Bundesverschuldung wird laut den Prognosen weiter ansteigen – auf fast 150 Prozent der jährlichen US-Produktion.
Hohe Staatsverschuldung schmälert Handlungsspielraum der Regierungen
Schon jetzt sind die Zinssätze für längerfristige Staatsanleihen sehr hoch. Das wird die Zinsen, die die Bundesregierung für ihre Schulden zahlt, deutlich in die Höhe treiben.
Eine hohe Staatsverschuldung in den großen Volkswirtschaften schränkt den Handlungsspielraum von Regierungen ein, mit Steuersenkungen und höheren Ausgaben einen Wirtschaftsabschwung anzugehen. Das ist einer der Gründe, warum der IWF die Regierungen dazu aufruft, durch einen Abbau ihrer Defizite Puffer gegen mögliche aufziehende Stürme zu schaffen.
Der Anstieg der Staatsverschuldung ist die Folge wiederholter Finanzkrisen und schwacher Investitionen und eines schwachen Wachstums in den produktiven Sektoren der Wirtschaft. Das wiederum ist das Ergebnis einer relativ niedrigen Profitrate bei solchen Investitionen. Das ist das große Versagen des Neoliberalismus und die Ursache der Wirtschaftskrisen im Kapitalismus, die Karl Marx in seinen Theorien aufgezeigt hat.
Finanzkrise, schwaches Wirtschaftswachstum und Inflation – das sind die Probleme, mit denen die Weltwirtschaft zu kämpfen hat.
Hinter verschlossenen Türen sind sich Wirtschaftswissenschaftler und politische Entscheidungsträger sicher, dass schlechte Zeiten bevorstehen.
Marx hatte eine Lösung für dieses Problem. Wir müssen uns von einem profitorientierten System befreien und es durch ein System ersetzen, in dem die Arbeiter planen, was sie produzieren, um die Bedürfnisse der Vielen zu befriedigen. Wir müssen alles tun, um die Gegenwehr gegen die schweren Wirtschaftskrisen zu stärken, die mit zunehmender Wahrscheinlichkeit auf uns zukommen werden.
Zuerst erschienen im Socialist Worker.
Bild: Die Börse in der Wall Street, New York, USA (CC BY-NC-ND 2.0)
